1. Seminar-Empfehlung in Hamburg: Zwischen Diskriminierung und Empowerment – Sinti*zze und Rom*nja in Hamburg
Zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Diakonie in Hamburg findet von Montag, den 7. Oktober bis Freitag, den 11. Oktober 2024 ein Seminar über Sinti*zze und Rom*nja in Hamburg statt, das auch als Bildungsurlaub subventioniert wird. Sinti*zze und Rom*nja bildet eine vielfältige Gemeinschaft, die aus unterschiedlichen Regionen und Herkunftsgeschichte nach Deutschland gekommen ist. Dennoch haben viele eines gemeinsam: sie werden systematisch benachteiligt und von der Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzt. In diesem Seminar geht es darum, die verschiedenen Lebensrealitäten abzubilden und kulturelle Orte von Sinti*zzen und Rom*nja Sichtbarkeit zu verleihen. Dabei wird mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über die Geschichte und Gegenwart von Sinti*zzen und Rom*nja gesprochen, um über diskriminierungsfreie Perspektiven für die Zukunft zu sprechen.
2. Die Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti*zze und Rom*nja in Europa
Die neue Enzyklopädie über Sinti*zze und Rom*nja soll den Völkermord zur Zeit des Nationalsozialismus sichtbar und allen Menschen zugänglich machen. Das Nachschlagewerk bietet einen ausführlichen Überblick über die Historie und das Wissen über die Verfolgung, die Ermordung in den Konzentrationslagern und die Auswirkungen des Völkermordes. Seit Juli 2020 arbeitet die Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Universität Heidelberg an dem Projekt, das 2025 auch als Druckversion erhältlich sein soll. Das Werk wurde von mehr als 90 Autor*innen aus 25 Ländern verfasst und wird stetig aktualisiert. Derzeit ist es online auf Deutsch und Englisch verfügbar.
3. Buchempfehlung: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Kriterien zur Reflexion und Vermeidung von Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze in didaktischem Material und der Unterrichtsplanung
Unter dem Motto "Gut gemeint, ist nicht gut gemacht" gibt es zahlreiche Bildungsmaterialien zur Geschichte und Verfolgung der Sinti*zze und Rom*nja. Die sollen zwar gegen Rassismus wirken, reproduzieren aber oft ungewollt stereotype und rassistische Bilder. Sowohl Lehrende als auch Lernende werden mit diesen Inhalten konfrontiert, die Vorurteile unbewusst verstärken können. Trotz guter Absichten tragen sie somit zur Aufrechterhaltung von Rassismus bei. Die Broschüre bietet Kriterien und Empfehlung zum rassismuskritischen Umgang mit den Themen.
4. Buchempfehlung: “Die Morgendämmerung der Woche” moderner Poesie-Atlas der Rom*nja und Sinti*zze
Die Poesie der Rom*nja und Sinti*zze wurde von Wilfried Ihrig und Ulrich Janetzki aus etwa 20 Sprachen gesammelt und ins Deutsche übertragen. Diese literarische Sammlung umfasst Werke, die bisher kaum bekannt waren. Ihrig und Janetzki durchsuchten jahrelang Antiquariate und Bibliotheken in Europa und förderten seltene Bücher zutage. Die Anthologie vereint Gedichte der Rom*nja und Sinti*zze Lovara, Kalderasch, Gitanos, Gypsies, Travellers und Jenischen. Erstmals wird die Vielfalt dieser schwer zugänglichen Literatur so umfassend präsentiert.
5. Podcast-Empfehlung: Sinti Roma News
Journalist und Roma Aktivist Sejnur Memisi teil in seinem Podcast News, die relevant für die Sinti und Roma-Community sind. Dafür wurde er in der Kategorie “Beste Information” bereits für den Deutschen Podcastpreis 2024 nominiert. Hier kannst du reinhören.
6. Podcastfolgen-Empfehlung: “Immer noch zu viele Klischees: Sinti und Roma in den Medien” von quoted.medienpodcast
In dieser Folge “quoted”, dem Podcast über Medien der Süddeutschen, sprechen Host Nadia Zaboura und Gästin Gilda-Nancy Horvath über die Darstellung von Sinti*zzen und Rom*nja in den deutschen Medien. Diese ist noch immer voller Klischees und Diskriminierungen. Im Podcast berichtet Horvath von Angeboten, die sie auf Romanes entwickelt und will außerdem junge Rom*njas für den Einstieg im Journalismus motivieren. Die Süddeutsche hat in der Veröffentlichung zu dieser Podcastfolge selbst weiterführende Links zum Thema zusammengestellt.
Wir orientieren uns am Glossar der Neuen Deutschen Medienmacherinnen, die die Bezeichnung “Rassismus gegen Romnja und Sinti*zze” empfehlen. Es gibt jedoch auch weitere Begriffe, die Betroffene zum Teil selbst nutzen, wie zum Beispiel “Antiziganismus”, “Antiromaismus”, “Antisintiismus” oder “Gadjé-Rassismus”.